Joanna Sachryn

 Die Schönheit des Tons, die Perfektion der Diktion werden in Szene gesetzt von einem schier unversiegbaren Fluss melodischer Einfälle. Und jede Phrase klingt wie das Fragment eines eigenen Lieds. Bei Trompetern dieser Kultur wird gerne Chet Baker zum Vergleich herbeigerufen – aber mindestens mit seinem lichten Höhenregister hat Wülker dem großen Amerikaner auch einiges voraus.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Kontinuierlich wunderbar ist die Karriere des Trompeterund Komponisten Nils Wülker. Die Aufwärtskurve, die der international renommierte Musiker aus Deutschland mit seinen letzten drei Studioalben beschrieben hat, krönt jetzt sein bisherigeMeisterstück „Continuum“. Dieses orchestrale, breitleinwandige und trotzdem filigrane Album wurde im Herbst 2021 mit Wülkers hervorragender RhythmSection und dem preisgekrönten BR Münchner Rundfunkorchester eingespielt und erschien im Frühling 2022, passend zu Wülkers 20. Bühnenjubiläum. Unvorhersehbar und jenseits aller GenreGrenzen präsentiert „Continuum“ faszinierende, überwältigende neue Musik:eine bis ins Detail auskomponierte Naturgewalt mit lebhaften ImprovisationsSpitzen – ein akustisches Panorama, dessen jeder musikalischer Moment vor Energie, Glück und Zuversicht strahlt. 

Der Kreis schließt sich“, sagt Nils Wülker, wenn er die Evolution seines inzwischen zwölften Albums beschreibt – von maximaler Einzelarbeit, schließlich hat er große Teile des Vorgängeralbumunter pandemischen Vorzeichen im eigenen Homestudio und remote aufgenommen und produziert, hin zu sechzig Musikern, die gemeinsam in einem Raum akustisch musizieren. Die zehn Stücke sind direkt für das Orchester geschrieben, das hier nicht nur begleitet, sondern interagiert, sogar führt. „Meine Art zu schreiben zieht sich durch die gesamte Musik“, erkennt Nils Wülker. In zwei Fällen mit Verstärkung: „Munich Afternoon“ und „Landscape“ entstanden gemeinsam mit dem Massive Attackund HollywoodMaestro Craig Armstrongmit dem Wülker schon in der Vergangenheit öfter zusammengearbeitet hat

Der klanggeniale Trompeter und Ausnahmekomponist ist ein Meister der Konzentration, des Wesentlichen. Seine einfachen, allerdings nie simplen Melodien klingen weit über den Moment des Erschaffens und Erfassens hinaus, haben noch als Erfahrung Bestand und wirken so tief, wie es eben nur die Herz-, Hirn- und Bauch-Kunst der Musik vermag.

Crescendo

Außerdem sind vier nagelneue Wülker-Kompositionen und vier gründlich erneuerte und erweiterteTracks aus dessen letztem Album GO zu hören, arrangiert vom schwedischen Dirigenten Hans Ek, den Nils Wülker bei Aufführungen mit der E.S.T. Symphony kennenlernte und der die eigenen Songs des Trompeters schon im Februar 2021 für einen Auftritt mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra bearbeitet hatte. „Wülkers wunderschönes Trompetenspiel fliegt hier frei über die orchestralen Klanglandschaften”, erkannte Ek, der auch Dirigent des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra ist. „Es sind Kompositionen von melodischer Fülle und intuitiver, aber kristallklarer Phantasie.“ Das Orchester in großer Besetzung und die Band sind auf „Continuum“ vollständig miteinander verwoben, sie spielen gleichberechtigt miteinander, bilden die Basis für das brillante Trompetenspiel des Solisten – hervorragend dirigiert von Patrick Hahn, dem erst 26-jährigen Ersten Gastdirigenten des Münchner Rundfunkorchesters.  

„Letztendlich hat mich die elektronisch beeinflusste Ästhetik von GO und dessen orchestrale Umsetzung, zuerst im Oktober 2020 mit der NDR Radiophilharmonie und nur wenige Monate später mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra unter Hans Ekauch für dieses neue Orchesteralbum geprägt“, erzählt Nils Wülker. „Obwohl diese zehn Stücke vollkommen akustisch sind, haben sie noch die elektronisch geprägte DNA von GO. Hans Ek hat, meiner Meinung nacheinen fantastischen Weg gefunden sehr modern zu arrangieren und die elektronisch geprägte Rhythmik, den Groove meiner Musik und deren atmosphärische Dichteauf das Orchester zu übertragen.“ Diese Dynamik macht dieses Albums aus – leise StreicherParts und laute OrchesterTutti ziehen die Hörer in ihren Bann„Ich nenne dieses Album „Continuum“, weil es für mich ein Terrain absteckt und auch die Entstehungsgeschichte markiert“, sagt Nils Wülker. Kein Zweifel: die inzwischen zwei Jahrzehnte andauernde musikalische Entwicklungsgeschichte von Nils Wülker beeinflusst unweigerlich auch dessen neues, inzwischen zwölftes Album – elektronisch inspiriert, dabei völlig analog und sogar orchestral. Kontinuierlich wunderbar. 

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